Warum eigentlich nicht mal direkt bei einem Onlinehändler nachfragen, welche Vorteile er von den Herstellern weitergereicht bekommt, um derart günstig anbieten zu können. Und überhaupt, wie er (oder sie) den Markt so sieht und welche Gründe sie (oder er) benennt, warum die Kontaktlinsen in Deutschland die Brillen-Single nicht erreicht. Die Kern-Aussagen des Onlinehändlers, der gerne anonym bleiben möchte, einmal verschriftlicht (aus der Präsentation des Webinars „Spannungen am Kontaktlinsenmarkt“): 

Online kann nicht anpassen und bietet keine individuellen Lösungen – das sollte die Lösung für den stationären KL-Anpasser sein

 

Vorab: Gesprächspartner war ein Mann, der vor mehr als 15 Jahren einen Onlinehandel mit Kontaktlinsen ist Leben gerufen hat. „Durch Zufall wurde es die Kontaktlinse. Ziel war es, ein Onlinebusiness mit einem gewissen Warenkorbwert entstehen zu lassen.“  Heute präsentiert der Shop Partneroptiker auf der Website und einen Telefonservice – der aber kümmert sich vor allem um Bestellungen und Anfragen zum Bestellvorgang und bietet keine Linsenberatung an. „Damit sind wir aber besser als Amazon.“
 

Was sagt Mister X zu den Preisen?

zum VK:
  • “Die Diskussion um Preise löst das Problem des stationären Augenoptikers nicht. Er wird immer das Nachsehen haben, weil er eine andere Kostenstruktur hat. Ein Grund mehr, dass er sich seine Dienstleistung bezahlen lässt
  • Wir haben ein riesiges Lager auf dem Land, keinen Meister angestellt, wir verschicken nur, natürlich können wir andere Preise anbieten
  • Die VK-Preise werden doch international diktiert, anderswo gibt es noch ganz andere Konditionen
  • Unsere Preispolitik orientiert sich immer an Fielmann”
 
zum EK:
  • “Die meisten großen Onlinehändler gehören doch mittlerweile zu Essilor
  • Auch wir haben zum Teil schlechtere Einkaufskonditionen als andere. Die meisten großen Onlinehändler gehören doch mittlerweile zu Essilor, die bekommen andere Preise, damit kämpfen wir auch.
  • Onlinehänder generell werden sicher nicht bevorzugt, das kommt ganz auf die Größe an
  • Es gibt ja auch Goodies für Augenoptiker, auch wenn es vermutlich grundsätzlich weniger wird.
  • Wir bekommen häufig genug nur Mengen begrenzte Lieferungen. Wir kaufen manchmal sogar bei anderen Onlinehändlern ein, weil die Linsen dort günstiger oder überhaupt zu haben sind.
  • Internationale Wettbewerber kaufen deutlich günstiger ein als kleine Onlinehänder hierzulande
 
Im Webinar „An der Basis ansetzen – das Übel beim Schopfe packen“ haben wir einen Zusammenhang zwischen fehlenden Anpassungen und Nachkontrollen und der recht hohen Drop/out-Quote hergestellt.
 
„Ja, vermutlich gehen weniger Leute, die online kaufen, zu den Kontrollen. Aber an der Drop-Out-Quote oder generell der schlechten KL-Performance in Deutschland tragen wir als Onlinehändler keine Schuld. Wäre das so, dann hätte es vor dem Onlinehandel ja deutlich mehr Linsenträger geben müssen. Die Zahl der Linsenträger hätte also seit 1995 mit dem ersten KL-Onlinehandel sinken müssen.”

AMAZON ist unser größter Konkurrent

 

Wie können wir den KL-Anteil ins Deutschland erhören?
 
„Da muss man besser jemanden fragen, der stationär und online vereint, die Kollegen gibt es ja.
Gegenfrage: Wie viel Fläche bekommt die Linse im Augenoptikfachgeschäft? Wie steht es um die Ausbildung, wird da genug Kontaktlinse vermittelt?“
 
Und dann noch ein paar generelle Anmerkungen eines Mannes, der zwar keinen augenoptischen Hintergrund, sich aber viel mit dem Markt beschäftigt hat.
  • „Ich würde als stationärer Augenoptiker auch keine Tageslinsen anpassen
  • Kontaktlinsen waren schon immer ein Nischengeschäft, mit und ohne Onlinehandel. Die Frage ist, warum?
  • Online werden vor allem Tageslinsen verlauft, dadurch ist die Stückzahl der KL hoch – vom Umsatz her ist es eher 50/50. Bei den Marken liegen die stationären Kollegen hierzulande anders als in den USA noch knapp vorn
  • Die Drogerie verkauft gefühlt eher Pflegemittel
  • AMAZON ist unser größter Konkurrent. Es gibt aber einige aggressive Player am Markt, die gehören meist zu Essilor.
  • Privatlabel für den Augenoptiker halte ich eher für einen Fehler. Zumal dann, wenn sie dadurch versuchen, mit den Onlinehandel preislich mitzuhalten. Das wird nie funktionieren! Wenn privat Label, dann teuer verkaufen!
  • Online kann nicht anpassen und bietet keine individuellen Lösungen – das sollte die Lösung für den stationären KL-Anpasser sein”